Verantwortung bringt Dich zum Handeln – sich entscheiden
Das Leben annehmen,
mit allem was es Dir schenkt,
den hellen und den dunklen Erfahrungen
Weil es Dein Leben ist
und nur Du Deine Antworten finden kannst
Du bist immer Frage und Antwort zugleich,
jeden Augenblick,
mit jedem einzelnen Atemzug,
bis in Deinen Tod
Welche Antwort geben wir auf das Leben? Der Weg der Selbstverwirklichung führt über Begegnung und Konfrontation mit Anderen dahin, alle Anteile von uns zu integrieren, die wir in früher Kindheit abgespalten haben. Wir übernehmen Verantwortung für unser Leben, wenn wir unsere eigenen Antworten finden. Dann werden wir wesentlich und wirksam für uns und andere.
Sind wir uns eigentlich darüber im Klaren was Verantwortung bedeutet? In dem Wort Verantwortung steckt das Wort Antwort und genau darum geht es. Welche Antwort geben wir auf das Leben? Welche Antworten geben wir durch unser Handeln oder Nichthandeln, unser Reden und Nichtreden auf die Situationen, vor die uns das Leben stellt?
Wieso fällt es uns so leicht für andere Verantwortung zu übernehmen und oft so schwer für uns selbst? Und was tun wir, wenn wir scheinbar für andere Verantwortung übernehmen? Nehmen wir ihnen damit nicht etwas? Sprechen wir ihnen damit nicht ihre Autonomie und Integrität ab? Manchmal scheint mir, wir wollen über dieses Thema nicht einmal nachdenken. Wir haben Angst vor den Konsequenzen.
Wann meinst Du findet das Leben statt? Abends – in den zwei Stunden vor dem Fernseher? Oder bei einem vierteljährlichen Wellness-Wochenende mit Whirlpool und perfektem Cappuccino-Schaum am Nachmittag? Haben wir überhaupt noch Zeit uns die Frage nach dem Wesentlichen in unserem Leben zu stellen? Kennen wir die Bestimmung unseres Lebens, damit wir aus unserem Beruf unsere Berufung machen können?
Der Weg der Selbstentwicklung ist kein Weg der inneren Bilder und Gedanken. Es ist kein Weg der Abgeschiedenheit, sondern ein Weg, der uns über Begegnungen und Konfrontation mit anderen immer weiter integrieren lässt, was wir in früher Kindheit innerlich abspalten.
Folgendes sind die Stufen des Prozesses: Achtsamkeit und Annahme, oder anders ausgedrückt, „sich besinnen“ und „sich fühlen“ sind die ersten beiden Schritte. Dann über das „sich schenken“ der Zugewinn an Lebenslust – und nun im letzten Schritt geht es um Verantwortung – „sich entscheiden“ bzw. um die Aufforderung entschieden zu Handeln. Erst in diesem letzten Schritt treten wir den Beweis an – dass wir integriert haben und gewachsen sind.
Vor 17 Jahren sagte mein Psycho-Professor an der Uni immer zu den Studenten, wenn jemand behauptet: „Du ich habe mich total verändert, sehe die Welt mit anderen Augen und fühle mich ganz anders. Ich denke da hat sich viel bei mir geändert in den letzten Wochen.“ Dann sagte der Prof: „Wer in Deiner Umgebung hat diese Veränderung bemerkt. Hier im Raum, wer merkt, dass er oder sie sich sichtbar verändert hat?“ Wenn dann keine Reaktion kam, meinte er: „Passt auf, das ist Heimkino. Das bedeutet gar nix. Sich anders fühlen, andere Bilder und Suggestionen haben, das bringt nix. Erst wenn es sich im Kontakt mit Außen zeigt, kannst Du davon ausgehen, dass wirklich etwas Wesentliches passiert ist.“ Das Heimkino der inneren Prozesse führt uns zu oft in eine innere Scheinrealität und lässt uns vergessen, dass wir im Leben stehen, uns im Leben spiegeln, im Leben beweisen, im Leben erfahren können.
Gerade deshalb spielen Konflikte und Krisen eine so große Rolle in unserem Leben. Gerade in der Reibung mit anderen, in der ehrlichen, gleichwürdigen und respektvollen Begegnung mit anderen erfahren wir unsere Wirkung. Und manchmal braucht es tatsächlich eine Krise, damit wir erkennen können, wo wir noch wachsen müssen, wo noch mehr Achtsamkeit und Liebe notwendig sind, um zu heilen.
Mit jeder weiteren Integration stehen wir mehr im Leben – mitten in unserer Kraft. Und das findet nicht mit uns alleine statt. Denn „mitten im Leben stehen“ ist Konfrontation und nicht Rückzug, ist sich stellen und nicht sich abscheiden, ist sich einlassen und nicht sich abgrenzen. Ist Entscheidung aus vollem Herzen für ein Leben mit der ständigen Frage: Was ist wirklich wesentlich für mich? Wie komme ich in meinen Entscheidungen und meinem Handeln in die Fülle meines Lebens?
„Die meisten Menschen leben in stiller Verzweiflung“ sagt Henry David Thoreau. „Finde Dich nicht damit ab!“
Reflektion:
Trägst Du die Verantwortung für Dich?
Wo übernimmst Du Verantwortung für andere und warum?
Machst Du jeden Tag etwas das Dich trägt, das Dich erfüllt, das Dich befriedigt, weil es Dir im Innersten entspricht?
Was ist wesentlich für Dich? Gibst Du wirklich die Antwort auf Dein Leben, die aus Deinem Herzen kommt?
Wie kommst Du durch Deine Entscheidungen und Dein Handeln in die Fülle des Lebens?